Das Heimatmuseum Schwarzes Tor hat regelmäßig sonntags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.

Ab Pfingstsonntag, 19. Mai bis einschließlich 8. September 2024.

 

Weitere Anfragen für individuelle Führungen können über das Deutsche Phonomuseum an unseren Förderverein gerichtet werden oder direkt an einen unseren Museumsführer.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

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78112 St. Georgen

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Anfragen für individuelle Führungen können über das Deutsche Phonomuseum an unseren Förderverein gerichtet werden oder direkt an einen unseren Museumsführer.

Das Schwarze Tor, ein Kleinbauernhaus von 1803 beherbergt das Heimatmuseum mit den Schwerpunkten „heimisches Handwerk“  und „bäuerliches Brauchtum“. Die Zeitreise führt durch eine original erhaltene Schwarzwälder Rauchküche, eine Bauernstube mit Kachelofen, eine Schlafkammer mit Himmelbett, ein Trachtenzimmer mit dem bekannten Schäppel zu zwei Räumen, die das heimische Uhrmacherhandwerk zeigen. In der Tenne sind bäuerliche Gerätschaften sowie zwei Handwebstühle, eine Uhrenschildermalerei, Küfer- und Schlosserwerkstatt. Eine Schuhmacherwerkstatt , die Strohflechterei, das Hafnerhandwerk, Schindelmachen, Korbflechten, „Diechelebohren“ (Herstellung hölzener Wasserleitungsrohre) runden alles ab.

Eintrittspreise: 

Erwachsene: 2,00 €
Ermäßigt: 1,50 € (Gäste mit "Schwarzwald Gästekarte", Schüler, Studenten, Schwerbehinderte, Wehr- und  Zivildienstleistende, Gruppen ab 10 Personen)
Familienkarte: 3,00 €
Schulklassen in Begleitung von Lehrern: frei
Führungen für Gruppen (Anmeldung erforderlich): zusätzlich 15,00 €

Videos & Animationen

Das sogenannte "Schwarze Tor“ wurde im Jahre 1803 erbaut, nachdem das am gleichen Platze gestandene "Haus beim s.g. schwarzen Thore den Untergang durch Blitz fand" Die damaligen Eigentümer waren die  Eheleute Gottlieb und Anna Maria Lehmann.
Bereits in der Mitte des 18. Jahrhunderts erscheint der Name "Thorbeck" (Jakob Obergfell, geb. 1711) und "schwarz Thorjockel", (Joh. Jakob Lehmann, Schuhmacher, geb. 1734). Ob diese beiden ihren Übernamen dem Haus verdankt haben oder umgekehrt, konnte noch nicht geklärt werden.
Das erste Gebäude auf dem Platz des schwarzen Tors" stand vermutlich vor dem Jahre 1666, denn im St. Georgener Lagerbuch wird ein Haus genannt, dessen folgende Lagebeschreibung passen könnte: "Simon Weisser, Wagner hatt Innnen Vnd besitzt Ein Behaußung vnd Wagner Werckstatt vornen Vffm Berg, Beym Schäntzlin, zw.deß Closters Roß-vnd Mehefeldt Einer- vnd der Peterzeller Straßen andererseits gelegen, stoßt oben vff Stophei Hainemanns Graßgartten, vnden vff den Mühlweg".
Am 30. Dezember 1806 hat Gottlieb Lehmann eine Hälfte des Hauses an Bäcker Philipp Haas für 850 Gulden verkauft. Von diesem Zeitpunkt ab, war das "Schwarze Tor“ zweigeteilt, bis schließlich die Firma Tobias Baeuerle im Jahre 1912 in den Besitz des gesamten Anwesens kam.
Im Jahre 1978 wurde das "Schwarze Tor" kostenlos von der Firma Tobias Baeuerle an die Stadt St. Georgen übergeben. Mit der Gründung des „Fördervereins Schwarzes Tor“ im Jahre 1987 durch Helmut Diebel wurde die Zukunft des historischen Hauses endlich gesichert. Die liebevolle Restaurierung unter Mithilfe tatkräftiger engagierter Bürger, sowie finanzieller Hilfe der Stadt St. Georgen, des Denkmalamtes und der Denkmalstiftung ist abgeschlossen. So ist die Stadt St. Georgen heute in der glücklichen Lage, ein wirklich einmaliges Kleinod aus alter Zeit im Originalzustand zu besitzen.

Quellen:
Ed. Chr. Martini:"Geschichte des Klosters und der Pfarrei St. Georgen’*. 1859 Seite 225
Dr. Weiß: Unterm Rosenhut" Heft Nr. 2, 1. Jahrg. 1924
Erneuerungs- und Lagerbuch 1666 GLA Abt. 66/ 7363 Seite 309

Die Küche im Schwarzen Tor ist in weiter Umgebung die einzige, noch original erhaltene Schwarzwälder Rauchküche. Im allgemeinen war sie schwarz und dunkel, manchmal sogar ohne Fenster, immer aber ohne
Schornstein. Ein Rauchfanggewölbe (’s Gwelm) aus Sandstein Stroh und Lehm leitete den kalten Rauch in den Dachraum, wo er langsam durch das Dach abzog. Die Oberseite des Rauchfanggewölbes ist vom  darüberliegenden Stockwerk aus hinter Glas zu besichtigen.
In diesem Gewölbe hingen die Speckseiten und Würste aus der Hausschlachtung, und das so langsam Geräucherte ist eine ganz besondere Delikatesse des Schwarzwaldes.
Unter dem Rauchfang steht ein ursprünglich gemauerter, später ein eiserner Tischherd. In der Küche befindet sich auch das Feuerloch, durch welches mit "Reiswellen" der Kachelofen in der Stube beheizt wurde. In Verbindung mit dem Küchenherd wird im Strohflechtzimmer eine Kachelwand beheizt. Diese sogenannte "Kunst" war eine wärmende Wand. Der Rauch wurde durch Züge in der hohlen Wand über Kopfhöhe wieder in das Küchengewölbe zurückgeleitet. Für den Kachelofen galt das gleiche Funkt!onsprinzip.
Auf dem Fußboden liegen noch die Original Sandsteinplatten, an der Fensterwand ein aus Sandstein eingemauerter Schüttstein. Typische Geräte aus der "alten Zeit" schmücken unsere Küche. Bemalte Teller, z.T. aus der Keramikmanufaktur Zell a. Harmersbach, sehr alte Getreidemaße, ein Butterfaß, Decken- u. Standwaage, ein Blasebalg und verschiedene Krauthobel, auf dem Herd sogar ein irdener Kochtopf, ein  Waffeleisen. Lauter Gegenstände, die in der Bauernküche nicht fehlen durften.
So sehr wir uns heute über diese Küche freuen, so glauben wir doch, daß die Frauen, die in einer solchen Küche stundenlang ohne elektrisches Licht und fließendes Wasser arbeiten mußten, unsere Bewunderung verdienen.

Neben der Küche war die Stube der einzige beheizbare Raum im alten Schwarzwälder Bauernhaus. Ein großer Kachelofen wurde von der Küche aus beheizt und sorgte für eine gemütliche, mollige Wärme und Atmosphäre. Die Ofenbank war ein gern benutzter Platz an kalten Wintertagen. Die Ofenstängle über dem Kachelofen dienten zur Trocknung der Regenkleidung aber auch zum Trocknen von Wäsche und waren so eine wichtige Einrichtung in der Bauernstube.
Die Stube war Eß- und Aufenthaltsraum für die ganze Familie. Für die Hausfrau war sie zugleich der Ort zum Flicken und Stricken. Auch das Spinnrad zum Wolle und Flachs spinnen hatte hier seinen Platz. Zu jeder Bauernstube gehörte auch der eingebaute Wandschrank, den Sie hier noch im Original sehen. Er beinhaltete alles was wertvoll und schön war, seien es Dokumente, Gläser, Geschenke usw. aber natürlich auch ein Fläschle "Kriese-Wasser“ (Kirschwasser) mit dem man liebe Gäste begrüßte.
In unserer Stube sehen Sie eine Petroleumlampe, die für die notwendige Beleuchtung sorgte, über dem Tisch. Auch eine Petroleum Tischlampe ist vorhanden. Im Ofenwinkel hängen zwei Schulranzen aus Holz, Vorläufer unserer heutigen Schulranzen.
Im sogenannten Herrgottswinkei sehen Sie auf einem kleinen Podest eine Bibel an Stelle des sonst üblichen Kruzifixes, was in einer evangelischen Gemeinde üblich war. Ein kleiner Vogelkäfig ist noch erhalten, auf dem Kachelofen sind eine "Bettflasche" (auch Wärmflasche genannt), und ein Bügeleisen zu sehen.
Am Ausgang zum Strohflechtzimmer sehen Sie einen Quecksilberbarometer (Wetterglas), auf dem der Bauer  das Wetter für den folgenden Tag ablesen konnte. An der Türe hängt der sogenannte "Türhuddel". In der  kalten Jahreszeit spielte sich die tägliche Körperhygiene der ganzen Familie in der warmen Stube ab. Die Tücher zum Abtrocknen (Huddel) wurden nach Gebrauch zum Trocknen an der Türe aufgehängt und mit einem Übertuch, das mit besonders schön gestickten Sprüchen, vorwiegend religiösen Inhalts verziert war, überdeckt.
Schon bald nach der Erfindung der Wanduhr gehörte diese zum Inventar einer Schwarzwälder Bauernstube.
Die Strohflechterei, die in arger Notzeit für die Ernährung der Familie sehr wichtig wurde und später die  Uhrmacherei, nahmen in der Bauernstube ihren Anfang.

Im Heimatmuseum stehen zwei Handwebstühle. Einer davon ist 200 Jahre alt. Am zweiten, ca. 100 Jahre alten Webstuhl, kann gezeigt werden, wie ein Muster beim Weben entsteht.

Schon 1740 wurde in St. Georgen Stroh geflochten.
Grundmaterial lieferten unsere Bergfelder. Das Stroh, als Abfallprodukt des Getreides, war in seiner Qualität stark und biegsam. Da es jedoch zum Flechten von Strohtaschen und Strohschuhen noch zu hart war, wurde es in kochendem Wasser eingeweicht. Einen Tag später wurde es mit einem Holzstück nochmals weich geklopft. So sah das Strohflechten in seinen Anfängen in den Schwarzwaldstuben aus.
Durch eine große Hungersnot, die den Schwarzwald heimsuchte, war man gezwungen, nach Möglichkeiten zu suchen, die Strohflechterei produktiver gestalten zu können.
So liest man, daß 1796 der Herzogliche Rat, Karl Treffz, der von der Stuttgarter Regierung in das Oberamt St. Georgen geschickt wurde, folgendes vorschlug:
„Gebrauch des Ginsters, der Thanen - Spitzen und des Ahornlaubs zur Fütterung, und Backung eines Brods von Erdbirn, weißen Rüben und Kirbsen (Kürbis)."
Er regte die Fertigung von Strohhüten an. Um aber diese Strohflechtkunst als Gewerbe in Gang zu bringen, sollte das Stroh unentgeltlich abgegeben werden. Die Prämien wurden dann in Form von Lebensmitteln angesetzt.
1797 kam es dann zu folgendem Dekret:
"Der hiesige Schulmeister Joh. Georg Kaltenbach hat sich bereitgefunden, an der Industrieschule Unterricht im Strohflechten zu geben. Kaltenbach ließ sich hierzu zuerst von dem Vogt zu Kirnach diese Manipulation weisen, und gibt nun in der gewöhnlichen Schulstube, die deshalb nicht besonders geheizt werden darf, nach den ordentlichen Lehrstunden gegen 30 Kindern beiderlei Geschlechts Unterricht."
So wurde nach und nach in den ärmeren Schwarzwaldgemeinden Strohflechtschulen eingerichtet. Sowohl die badische, als auch die württembergische Regierung.nahmen sich der Strohflechterei an.
Was von den Flechtschulen und in den Privathäusern von Frauen und Kindern in anstrengender Arbeit  angfertigt wurde, Geflecht, Strohhüte und Taschen, suchte Kaufmann Joseph Weißer zu Tagespreisen umzusetzen.
Bald zeigt sich jedoch, daß zur vollen Befriedigung der Abnehmer von Hüten eine nähere Kenntnis der Hutfabrikation nötig war, und auf Grund dieses Umstandes entstand: 1856 die Stroh und Palmhutfabrik des Andreas Weißer, einem Bruder des obengenannten Joseph Weißer.
Dieser hatte im Ausland die Strohhuttabrikation gründlich kennen gelernt und gleichzeitig auch die Anfertigung von Palmhüten. Eigens dazu brachte er aus Frankreich einen Flechter und eine Büglerin mit. Die aus gebleichten oder gefärbten, feingespaltenen Blättern der aus Kuba bezogenen Fächerpalme hergestellten Strohhüte erfreuten sich wegen ihrer Leichtigkeit großer Beliebtheit.
Andreas Weißer ließ in St. Georgen durch die französische Flechterin eine Anzahl von Mädchen unterrichten, die in der Strohflechtschule schon gut vorbereitet waren und nun die Fertigkeit besaßen, sogar aus dem Sumpfgras von Panama die sogenannten "Panamahüte" zu flechten. Für diese Hüte mußten bis zu 800 Halme gleichzeitig geflochten werden.
Solange der Palmhut in Mode war (1857-1873), flochten im Winter über 1000 Personen, im Sommer 200 - 300 für die Fabrik von Andreas Weißer.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlor durch Modewandel und ausländische Billigkonkurrenz die Fa. Andreas Weißer ihre Abnehmer, und die Frauen fanden danach in der aufstrebenden Uhrenfabrikation die notwendige Beschäftigung.

Die St. Gergener Tracht wird, außer in St. Georgen, auch in den Ortsteilen Brigach, Langenschiltach, Oberkirnach, Peterzell und  Stockburg getragen.
Darüber hinaus aber auch in evangelisch Tennenbronn, Buchenberg, Erdmannsweiler, Mönchweiler, Schabenhausen und Weiler. Die älteste, bisher bekannte Aufzeichnung über unsere Tracht stammt aus dem Jahre 1795. Die Sonntags- Feiertagstracht für Frauen wird darin wie folgt beschrieben:
„Schwarzzeugener Rock oder Wilfling, Schlupfrock (Unterrock), Wullen Hemd, Fürtuch, grüne oder schwarze Kappe, weiße Haube, Flor, Goller, Brusttuch, Weste, Gürtel, ein Paar weißwollene Strümpfe, ein Paar Schuhe"
Daraus ist zu ersehen, daß viele Teile der heutigen Tracht schon damals gebräuchlich waren.
Über Jahrhunderte hinweg bestimmte die vom Herzog von Württemberg erlassene Kleiderordnung die Art der Stoffe. So wurde den "Gemeinen Bauersleuth" (de Gwehnliche) vorgeschrieben, daß sie nur Stoffe aus Flachs (Riesternes) und Schafwolle tragen durften, für deren Herstellung jeder selbst zu sorgen hatte. Zunächst wurden die Stoffe in ihren natürlichen Farben getragen (rohweiß, grau oder braun). Erst später, als in der höfischen Mode die aus Spanien eingeführte schwarze Farbe populär wurde, durften auch die einfachen Leute ihre Stoffe färben. Bei unserer Tracht hat sich dieses Schwarz bis heute erhalten. Es galt schon immer als vornehm und feierlich.

Die Vielzahl der Hafnerkeramiken im "Schwarzen Tor" sind Schwarzwälder Geschirrerzeugnisse der früher in St. Georgen und dem näher oder weiteren Umland unserer Gegend ansässigen Hafner. Die Geschirre kommen aus bäuerlichen Haushalten, in denen diese in großer Zahl Verwendung fanden und sich dort auch am längsten erhalten haben. Man hatte sie als Vorratstöpfe und als Häfen in der Milchwirtschaft und dies in allen Größen, ebenso als Kochgeschirre und zur Speisenvorbereitung. Schön sind die schlicht verzierten Schüsseln und Platten die ebenfalls in allen Größen gebraucht wurden. Die alten Geschirrregale, in denen die Geschirre aufgereiht zu sehen sind, geben eine übersichtliche Präsentation dieses traditionsreichen Handwerks.